Presseberichte zu den Unwettern vom 08. Juli 2004


Südkurier (http://www.suedkurier.de)

09.07.2004

Heftiges Gewitter knickt Bäume

Unwetter im Hegau mit Sturm, Hagel und abgebrochenen Ästen

Ein kurzes, aber heftiges Gewitter mit Hagelschauern ging gestern Nachmittag im Hegau herunter, knickte Bäume um und richtete großen Schaden an. Der Singener Feuerwehr wurden während des Unwetters zehn Einsatzstellen gemeldet, sie war mit 25 Mann und zwei Fahrzeugen im Einsatz. Der Sturm fällte 37 Bäume, zwei Verkehrszeichen und eine Plakatwand. Das Dach einer Scheune stürzte ein. Verletzt wurde niemand.

Hegau

Hegau (jac/ twa) Gestern Nachmittag verdunkelte sich der Himmel und kurz danach brach das Gewitter los, mit Regen, Sturm und Hagelschauer. Die meisten Schadensmeldungen, die bei der Feuerwehr in Singen eingingen, bezogen sich auf umgestürzte Bäume. Priorität hatten bei den Aufräumarbeiten die Durchgangsstraßen, zuallererst machten sich die Feuerwehrleute zur B34 auf, wo mehrere Bäume die Durchfahrt versperrten. Einige Keller waren vollgelaufen. Etwa 10 Fahrzeuge wurden beschädigt. In der Ekkehardstraße waren Verkehrsschilder umgekippt. Chaos herrschte in der Tiefgarage Heinrich-Weber-Platz, weil die Schrankenautomatik an der Ausfahrt ausfiel und die Stadtwerke per Fernbedienung jedes Auto einzeln rauslassen mussten.

Die Polizei in Gottmadingen gab folgende Auskunft:
Bäume seien umgestürzt ebenso wie eine Straßenlaterne. Daraufhin sei das E-Werk im Einsatz, da offene Kabel herum lagen. Viele Gärten und Rollläden sind beschädigt worden. Auch Scheiben von Häusern wurden zerstört und teilweise Straßen gesperrt. Das Unwetter richtete nur abschnittsweise Schäden an, manche Bereiche in den Städten waren stark, andere dagegen kaum betroffen. In Riedheim und Volkertshausen gab es einen Stromausfall. Starke Verwüstungen gab es auch in Aach.



Abgebrochene Äste auf den Autos in der Radolfzeller Straße in Singen. Gleich nach dem Unwetter machten sich die Autobesitzer ans Aufräumen.

Bilder: Sabine Tesche


10.07.2004

Feuerwehren im Dauereinsatz

Unwetter
Engen - Vom Unwetter, das am Donnerstag über den Hegau zog, waren vor allem auch die südlichen Ortsteile von Engen betroffen. Vornehmlich im Dorfbereich von Neuhausen und Welschingen wütete das Unwetter am heftigsten. Um 15.15 Uhr alarmierte die Leitstelle Radolfzell die Feuerwehren Engen und Welschingen gleich zu mehreren Einsatzstellen. Die Feuerwehr befreite Straßen von abgebrochenen Bäumen und Sträuchern, pumpte vollgelaufene Keller leer und reparierte provisorisch vom Wind abgedeckte Hausdächer. Besonders mühsam war dabei die Beseitigung von Schlamm nach dem Leerpumpen mancher Keller. Die Feuerwehr Engen war bis 21.45 Uhr mit 20 Mann und fünf Fahrzeugen im Einsatz. Welschingen rückte mit 15 Mann und zwei Fahrzeugen aus.


09.07.2004

Horror-Hagel legt die Stadt lahm

Schweres Unwetter richtet Schäden in Millionenhöhe an Der schwere Hagelsturm, der gestern Nachmittag über den Raum Stockach zog, richtete Sachschaden in Millionenhöhe an. Obstplantagen wurden teilweise völlig zerstört, Dächer abgedeckt, Fensterscheiben gingen straßenweise zu Bruch, zahllose Bäume wurden umgeknickt und entwurzelt, viele Autos beschädigt. Menschen kamen nach Informationen der Rettungskräfte bis gestern Abend aber glücklicherweise nicht zu Schaden.

VON JÖRG BRAUN


So manches Auto versank unter umgestürzten Bäumen. Viele Fahrzeuge wurden vom Hagel beschädigt, einige zerstört. Donnerstagnachmittag, kurz nach drei. Der Himmel zieht zu, es wird finster und grau. Schnell noch in die Stadtbücherei, bevor der Regen kommt. Über der Hauptstraße hängt ein seltsames Licht. Ein Blick rüber zur Nellenburg verheißt nichts Gutes: Dichte weiße Schwaden treiben auf die Stadt zu: der Horror-Hagel. Doch das ahnt noch niemand.

In der Bücherei tummeln sich viele Mütter mit ihren Kindern. Viele witschen gerade noch hinein, bevor der erwartete Regen niederprasselt. Sie stehen in der Schlange am Rückgabe-Tisch, als die ersten großen Tropfen fallen. Mache blicken durch die großen Glasscheiben ängstlich nach draußen. Erste Blitze zucken, der Donner folgt fast gleichzeitig. Erste Hagelkörper prasseln gegen die Scheiben, viele drücken sich von innen noch die Nasen platt.

Dann wird es ungemütlich in der Bücherei. Urplötzlich knallen draußen die ersten Blumentöpfe um, ein orkanartiger Wind lebt auf, heult durch die engen Straßen der Oberstadt. Der Hagel wird stärker, die Körner größer. Die meisten Nasen sind von den Scheiben verschwunden, erste Kinder verschlupfen sich bei den Müttern, einige wimmern.

Draußen fällt der Regen schon nicht mehr von oben nach unten, sondern von rechts nach links. Regen und Hagelkörner fegen durch die Straßen. Durch die Riesenscheiben der Stadtbücherei sieht das wie in einer gigantischen Auto-Waschanlage aus, wenn die Reinigungsbürsten sich so schnell drehen, dass man nur noch ein Flimmern erkennt. Es hagelt mittlerweile nur noch waagrecht. Der Wind pfeift heulend um den freistehenden Neubautrakt der Bücherei. Wie im Blizzard, im Schneesturm, krachen die Hagelkörner gegen die Scheiben. Die andere Straßenseite, nur fünf Meter entfernt, erkennen die verängstigten Besucher der Stadtbücherei schon längst nicht mehr. Nur noch weiß, da draußen. Oben im Haus bersten die ersten Scheiben. Kinder schreien.

Am Nachbarhaus fängt sich der Hagel. Die weißen Körner, groß wie reife pralle Kirschen, landen unten an der Hauswand. Bis zu einem halben Meter hoch wird sich der Hagel in den nächsten Minuten noch auftürmen. Stundenlang werden später Nachbarn daran zu schippen haben.

In Sturzbächen mischt sich derweil Regen mit Hagelkörnern. Die Kirchhalde gleicht einem reißendem Fluss. Die gerade erst gesetzten Pflanzen werden überspült, sofern der Hagel sie nicht schon komplett entblättert hat. Die Kanalisation fasst die Massen nicht mehr. Die Körner verstopfen die Gullys, das Wasser bahnt sich seinen Weg. In der Carl-Walcker-Straße schwimmt ein geparktes Auto im Hof davon und landet in einer Einfahrt.

Der Sturm holzt derweil kräftig ab. In vollem Laub stehende Bäume werden entweder glatt umgeknickt, wie an der Straße zum Industriegebiet Hardt und am Hotel "Zur Linde" oder auseinandergerissen, wie beispielsweise in der Waldstraße und auf dem Parkplatz des Fernmeldeamtes in der Goethestraße. Zahlreiche Autos werden von den herabfallenden Ästen beschädigt, andere von umstürzenden Stämmen glatt zerdrückt. Manche verschwinden komplett unter umgefallenen Bäumen. Die Luft ist vielerorts grün. Der Sturm entblättert Bäume, Sträucher, Blumen. Häuser und Autos sind grün gesprenkelt. Es scheint, als habe ein Riesenhäcksler ganze Arbeit geleistet. "In der Dietsche sieht es aus wie im Krieg", stammelt ein Mann.

Vögel erschlagen

Vögel fliegen panisch durch die Luft und werden von Hagelkörnern erschlagen. In der Waldstraße sammelt später ein Anwohner armweise tote Vögel ein. In den Häusern entlang dieser Straße versuchten viele Anwohner, ihre Fenster durch das Herablassen der Rollladen zu schützen. Die Scheiben blieben meist heil, dafür sind die Rollläden von Hagel-Einschlag durchsiebt wie von einem Maschinengewehr.

Im Hardt droht ein Dach einzustürzen, die Feuerwehr eilt herbei. Das heißt, sie versucht es: Alle Straßen sind verstopft. Verängstigte Autofahrer wollen heim, ein Durchkommen ist für die Rettungskräfte fast unmöglich. Dazu kommen viele umgeknickte Bäume, die die Straßen blockieren.

Der Seehas bleibt auf offener Strecke zwischen Nenzingen und Stockach stecken. Ein über die Gleise liegendes Stromkabel einer Freileitung blockiert die Strecke.

Feuerwehrfahrzeuge heulen von Einsatz zu Einsatz, 120 Kräfte pumpen Dutzende Keller leer, helfen beim Dachdecken, sägen Bäume klein und schippen Eis in der Realschule: 120 Zentimeter hoch türmen sich dort die Hagelkörner, die durch die Scheiben im Untergeschoss eingedrungen sind. Diese Bilder gehen später am Abend durch die ganze Bundesrepublik. In den Hauptnachrichten ist Stockachs Horror-Hagel Thema.

Eine Stunde nach dem weißen Spuk liegt noch immer fast überall ein dicker Hagelbelag in den Straßen. Passanten schauen sich um, überall auf den Straßen telefonieren Menschen mit Handys und berichten über ihre Erlebnisse oder erfragen besorgt, wie es den Lieben zu Hause geht.

Die Schneise der Verwüstung war breit, hören die Telefonierer, den ganzen Hegau hat es erwischt. In Tuttlingen hingegen hat es nur leicht geregnet, weiß Pressesprecherin Irmgard Leibing vom Stromversorger EnBW. In der Tuttlinger Zentrale blieben die Stromleute aber dennoch nicht ruhig. In vielen Orten im Raum Stockach war zeitweise länger der Strom weg. Wo? Wie lange? "Kann noch niemand sagen, hier ist alles in Aufruhr, alle verfügbaren Kräfte sind im Einsatz", berichtet die Pressesprecherin. Sie kann sich das Ausmaß der Schäden noch gar nicht vorstellen. Wenn sie abends nach Hause heimkehrt, nach Winterspüren, wird sie ihren Garten völlig verwüstet vorfinden. Alles wie von einer gigantischen Geisterhand ausgerupft.

Obstbauern entsetzt

Blankes Entsetzen steht den Obstbauern ins Gesicht geschrieben. Der Hagel hat die Ernte ganzer Plantagen zerstört. Wer keine Hagelnetze gespannt oder keine Hagelversicherung abgeschlossen hat, wird enorme Verluste einstecken müssen. Auch viele Felder, beispielsweise mit Mais, werden Opfer des Horror-Hagels. Wie mit einer Sense abgemäht stehen die Felder nach dem Unwetter da.

Der Regen hat aufgehört, die Hagelberge schmelzen in der Sonne, die sich wieder durch die Wolken mogelt. Noch immer sind Feuerwehr, Polizei, Rotes Kreuz, Notarzt Peter Mayr, Technisches Hilfswerk, Bauhofmitarbeiter und viele, viele Bürger im Einsatz und schippen Körner, zersägen Bäumen, pumpen Keller leer.

Überall wird erste Bilanz gezogen, was der Horror-Hagel an Schaden angerichtet hat. Stockach wird noch einige Tage damit beschäftigt sein, aufzuräumen. Das Freibad kündigt vorsichtshalber gleich an, heute und morgen geschlossen zu halten.

Bilder des Unwetters aus Stockach sind beim SÜDKURIER ab heute im Internet unter www.suedkurier.de bei den Fotogalerien zu finden.


Schneeschippen statt Verkaufen: Die Aufräumarbeiten nach dem schweren Hagelsturm dauerten bis in den Abend.


Eisberge im Hochsommer: In der Kaufhausstraße fing sich der Hagel an den Hauswänden und türmte sich dann zu halbmeterhohen Bergen. Die Anwohner mussten stundenlang schippen, um die Straße und die Gehwege wieder halbwegs frei zu bekommen.

Bilder: Braun


09.07.2004

Volle Keller, weiße Straßen

Unwetter
Hegau (bie) In vielen Umlandgemeinden hat das Unwetter gestern für beträchtlichen Schaden gesorgt. Nicht nur in Hohenfels musste schweres Gerät zum Wegräumen der mehr als knöchelhoch liegenden Hagelkörner eingesetzt werden. Nasse Füße haben sich zum Beispiel die Fußballer in Orsingen geholt, die im Vereinsheim das eingedrungene Wasser abpumpen mussten. Für die Obstbauern der Region war der gestrige Donnerstag ein Rabenschwarzer Tag: "Das sieht nach Totalausfall aus", bilanzierte unter anderem der Bodmaner Michael Koch auf SÜDKURIER-Nachfrage. Auch in den Schwimmbädern beginnt heute das große Aufräumen.


10.07.2004

"Hagel-Christine" sorgt für horrende Schäden

Unwetter zerstört viele Obstplantagen - Realschul-Untergeschoss muss saniert werden

Das Hagel-Unwetter des Tiefs "Christine" richtete im Raum Stockach Schäden in zweistelliger Millionenhöhe an. Im Obstbau wurden manche Kulturen komplett zerstört. Mindestens 70 Prozent der Apfelernte ist vernichtet. An der Realschule muss der ganze untere Stock des Neubaus saniert werden. Autohäuser melden Riesenschäden an ausgestellten Fahrzeugen. Stockachs städtische Blumenbeete bleiben diesen Sommer kahl: Es gibt keine Ersatzpflanzen. Raum Stockach

JÖRG BRAUN, PETER FILZ FRIEDRICH W. STRUB UND MATTHIAS BIEHLER


Wo ist denn nur die Ausflugskasse? Realschülerin Jasmin Heim und Lehrer Jochen Zenker suchten gestern vergeblich in den Überresten im Realschul-Untergeschoss. Links am Fenster türmt sich noch immer gefrorener Hagel.

Bild: Braun

Raum Stockach - Der schlimmste Einzelschaden des Horror-Hagels entstand im Neubau der Realschule Stockach. Stadtbaumeister Willi Schirmeister kann die genaue Schadenshöhe noch nicht ermessen. Die Böden müssen raus, das Mobiliar ist teilweise hinüber, auch viele Geräte sind kaputt.

Wie der Eis-Einbruch im Neubautrakt der Realschule passieren konnte, beschrieb gestern Konrektor Manfred Kehlert: "Das Regenwasser aus dem Wohngebiet oberhalb der Kolpingstraße floss mit dem Hagel vermischt die Kolpingstraße herunter und geradewegs wie ein Sturzbach auf unsere Schule zu. Schüler, die auf den Bus warteten, mussten sich in Sicherheit bringen. Der Eisbach drückte dann ans Haus".

Im Untergeschoss standen zwei Fenster offen, sagt Hausmeister Markus Schnopp. "Das kann man sich gar nicht vorstellen. Das Eis drückte zu den Fenstern hinein, in zehn Sekunden stand das erste Klassenzimmer einen Meter unter Wasser und Eis. Die Massen drückten dann weiter und überschwemmten alle fünf Räume des Untergeschosses", berichtet er. Zum Glück hielt sich gerade niemand dort auf, sagt Schulleiter Werner Schwarz. Gestern wurden die Räume nochmals gesäubert. Lehrer Jochen Zenker suchte vergeblich die Ausflugskasse einer Schulklasse, die im Eis-Chaos untergegangen war. Das Geld fand er nicht, dafür aber einen Stapel Zeugnisse, völlig verdreckt und klatschnass. Schülerin Jasmin Heim war über diesen Fund nicht so sehr erbaut. Auch die anderen Fünft- und Sechstklässler waren enttäuscht von den Folgen des Hagels für ihren Unterricht: Keine einzige Stunde wird ausfallen, obwohl sie alle in andere Klassenzimmer umziehen müssen. Doch das ist kein Problem, denn die Zehntklässler sind ja gerade eben fertig geworden, deren Zimmer stehen frei. Das Hagel-Chaos an der Realschule wurde gestern auch von vielen Radio- und Fernsehstationen aufgegriffen. Eine Schule, die fast bis zur Decke unter Hagelkörnern steht ist eben eine Mediensensation. Auch die Deutsche Presse-Agentur und die Wetterzentrale wetter-online.de meldeten sich gestern bei unserer Redaktion und baten um Bildmaterial von diesem ungewöhnlichen Ereignis. Zu finden sind die Fotos auch weiterhin unter www.suedkurier.de.

Tränen in die Augen bekam gestern Stockachs Stadtgärtner Oswald Stetter. Der Chef der Technischen Dienste zog traurig Bilanz: "Die meisten städtischen Anlagen sind sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Blumen sind wie ausgerupft, Büsche geknickt und sehr, sehr viele Bäume abgebrochen oder ganz umgestürzt. Wie hoch der Schaden ist, lässt sich noch gar nicht abschätzen", so Stetter. Klar sei nur, dass es diesen Sommer keinen Ersatz für die Blumenpracht geben wird: "Wir haben nichts mehr zum Nachpflanzen. Unsere kleine Reserve reicht bei weitem nicht aus", sagt er resigniert. Während es im Stadtgarten beim Baumbestand noch relativ glimpflich abging, richtete der Sturm in der Waldstraße erheblichen Baumschaden an, berichtet Stetter. "Große, alte Bäume hat es erwischt!"

Alle verfügbaren Kräfte der Technischen Dienste der Stadt waren gestern im Einsatz. Auch Siegfried Kempter aus Raithaslach kehrte mit seinen Kollegen die Gehwege von herabgefallenen Dachziegeln und abgerissenem Laub. "Wir hätten andere Arbeit mehr als genug, aber das hier ist jetzt notweniger", erklärte er.

Das Kehren ist tatsächlich wichtig: "Wenn die Gullis beim nächsten starken Regen wieder verstopfen, haben wir enorme Probleme", warnt Feuerwehr-Pressesprecher Alexander Hermann. Er appelliert an die Bürger, ihre Gehwege zu kehren und Sturmschäden zu beseitigen.

Verheerend im wahrsten Sinne des Wortes war der Sturm auf dem Loreto-Friedhof. Dort warf er zahlreiche große Bäume einfach um. Grabsteine wurden umgestoßen, gingen zu Bruch, Gräber wurden aufgerissen. "Ein schreckliches Bild", meinte Heinz Martin, der die Schäden auf dem Friedhof mit der Kamera festhielt.

Die Feuerwehr war am Donnerstag mit allen Kräften ihrer Wehrabteilungen im Einsatz, berichtete Stadt-Abteilungsleiter Johannes Zehnle. Wie lang er geschlafen habe in der Nacht auf Freitag? "Vier Stunden", gähnt er müde und macht sich wieder an die Arbeit. Die Einsatzfahrzeuge müssen kontrolliert und vor allem die Pumpen repariert werden. Diese liefen in der Nacht an der Realschule bis weit nach Mitternacht.

Nicht mehr still steht das Telefon bei den Versicherungsvertretern. Viele Bürger haben Hagelschäden an ihren Gebäuden. Hubert Steinmann von der Allianz gibt Tipps, was zuerst zu tun ist: "Als erstes sollte man umgehend seine Versicherung über den Hagelschaden informieren. Diese entscheidet, ob ein Sachverständiger eingeschaltet werden muss. Dann sollte man selbst Maßnahmen ergreifen, um Folgeschäden zu verhindern. Also beispielsweise Fenster abdichten, dass kein Regen eindringt. Gut ist es auch, wenn man den Schaden gleich dokumentiert, am besten mit Fotos", rät der Versicherungsfachmann.

Am meisten gingen an den Gebäuden Scheiben und Rollläden zu Bruch. Auch zahlreiche Autos erwischte der Hegel böse. An städtischen Gebäuden ist der Schaden allerdings noch im Rahmen, berichtet Stadtbaumeister Willi Schirmeister. "Ein paar Lampen, Läden und Bleche sind kaputt, aber nichts Dramatisches. Bis auf die Realschule kamen wir mit einem blauen Auge davon!"

Ein rabenschwarzer Tag war der Donnerstag für die Obstbauern. Viele verloren ihre Existenzgrundlage, ganze Plantagen wurden vernichtet, Felder regelrecht abgemäht. Der Bauernverband BLHV schätzt die Schäden allein in der Landwirtschaft auf einen zweistelligen Millionenbetrag, so Bezirksgeschäftsführer Armin Zumkeller (siehe auch nächste Seite).

Für den Obstgroßhandel ist der Hagel ebenfalls eine Katastrophe. Ewald Grundler aus Espasingen schätzt, dass "mindestens 70 Prozent der Obsternte in Stockach, Wahlwies, Espasingen, Bodman und Ludwigshafen hinüber ist". Für seinen Betrieb bedeute dies, er könne sein Personal nicht mehr voll auslasten. Er könne Obst aus anderen Gebieten hinzukaufen, aber ein Ersatz sei dies nicht. Viele Obstbauern hätten Hagelversicherungen, sagt Grundler, etwa jeder zweite, schätzt er. Für Betriebe wie seinen gebe es solche Versicherungen jedoch nicht.

Besonders stark wüteten Sturm und Hagel rund um das Schloss Langenstein von Axel Graf Douglas. Sturmböen fällten über die Hälfte des Baumbestandes beim Schloss und rund um den Golfplatz. 150 Jahre alte Bäume stürzten teilweise mit den Wurzeln um oder wurden in drei bis vier Meter Höhe wie Streichhölzer abgeknickt. Im Schloss sind unzählige Fenster vom Sturm eingedrückt und zu Bruch gegangen. Im Fasnachtsmuseum wurde der Hexenraum mit seinen Figuren stark beschädigt. Zahllose Bäume blockierten die Zufahrt aus Richtung Steißlingen, Volkertshausen, Orsingen und Eigeltingen. Mit Motorsägen und schwerem Gerät waren die Gemeindearbeiter, Waldarbeiter, die Feuerwehren der umliegenden Orte stundenlang im Einsatz. Sie wurden unterstützt von Mitarbeitern der Straßenmeistereien.

Ein großes Lob hatte der stellvertretende Leiter des Stockacher Polizeireviers, Hans-Peter Hahn, für die Bürger in und um Stockach parat: "Es war sehr hilfreich, dass die Bevölkerung so viel Verständnis aufgebracht hat." Angesichts der Katastrophenlage hätten die Rettungskräfte überalll gleichzeitig sein sollen. So aber musste mancher stundelang warten, bis Feuerwehr oder THW kommen konnten. "Aber da gab es fast keine Beschwerden", so Hahn.

Beschwerlich sei hingegen die Kommunikation im Polizeirevier gewesen. Der Sturm fegte ins Winterspürer Tal genau am Polizeigebäude vorbei. "Wir mussten uns ständig anschreien."

Viel zu tun gab es gestern in den Autohäusern in und um Stockach. Pausenlos sind die Kunden auf den Hof gefahren, um beschädigte Fahrzeuge zur Reparatur anzumelden. Doch auch die Autohändler hatten Grund zu Klagen: zu Dutzenden wurden die zum Verkauf stehenden Autos vom Hagel zerbeult. "Mindestens 40 Fahrzeug in unseren Gebrauchtwagenmarkt A1 sind betroffen", berichtet Serviceleiter Erwin Duscher vom Autohaus Auer und weist die Kundschaft darauf hin, dass es für das notwendige Ausbeulen in den nächsten Tagen Sonderkonditionen gibt.

"Bei uns sieht es schlimmer aus, als es ist", bilanziert Opel-Händler Jens Martin, auf dessen Ausstellungsfläche die alte Linde des Linde-Kreisel gestürzt ist. "Die Attika hat einiges aufgehalten." Dennoch hat der Hagelsturm ein rechtes Chaos hinterlassen. "Keller voll, Fensterläden kaputt, Hagelschäden an den Autos", so Martin, der den ebenfalls Betroffenen rät, die Dellen vom Fachmann ausbeulen zu lassen. "Der Lack leidet, wenn gepfuscht wird", warnt er. Aber das sehe man erst viel später.

Erhebliche Schäden entstanden auch in den Park- und Uferanlagen von Bodman-Ludwigshafen. In Bodman knickte der Sturm einige dicke Äste, ließ aber die Bäume stehen. Im Strandbad jedoch sind drei Bäume den Naturgewalten zum Opfer gefallen. Beim Ausbruch des Hagelsturms befanden sich noch vier Mädchen im Wasser. Sie konnten in letzter Minute von Bademeister und Strandbadpächter aus dem See geholt und in Sicherheit gebracht werden. Die verängstigten Eltern wurden umgehend über den Verbleib ihrer Töchter verständigt. Strandbadpächter Magnus Mosler und Bademeister Matthias Mendler sind seit Donnerstagabend im Einsatz, um nach dem verheerenden Sturm aufzuräumen.

Im Strandbad Ludwigshafen waren ebenfalls Bäume das Opfer des Sturms. Hier musste die Feuerwehr, die sonst mit dem Auspumpen voll gelaufener Keller beschäftigt war, zur Hilfe gerufen werden. Leider verletzte sich ein Feuerwehrmann bei einem Sturz so schwer, dass er mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Glück im Unglück hatte Kioskpächter Michael Mohr, der in Ludwigshafen den Kiosk zwischen Zollhaus und Hotel "Adler" betreibt. Er war in seinem Kiosk, als der Sturm eine in unmittelbarer Nähe stehende Weide voll erwischte und sie fällte. Der mächtige Stamm fiel auf einen Teil des Kioskes und zermalmte ihn. "Wäre der Baum nur etwa einen Meter weiter auf den Kiosk gefallen, wäre es um mein Leben wohl geschehen gewesen", ängstigte sich Mohr.

Bürgermeister Matthias Weckbach kommt seit Donnerstagnachmittag kaum noch zur Ruhe. Schon am frühen Freitagmorgen fand er sich am Kiosk von Michael Mohr wieder ein, um den Schaden zu begutachten. Anschließend hat er sich ein Bild von den Schäden in den Schlößleparkanlagen gemacht. " Gottseidank sind unsere beiden Schiffe heil geblieben", stellte er erleichtert fest. Sie befanden sich während des Sturms auf See.


10.07.2004

Bauern geht es an den Kragen Hagel vernichtet Ernte stellenweise fast vollständig Erschreckende Eindrücke drängen sich bei der Fahrt durch den Hegau auf. Zwischen Eigeltingen und Hohenfels ist vor allem die Landwirtschaft zum Opfer des Hagelsturms namens "Christine'' geworden. Landwirtschaftsamt und Bauernverband rechnen mit dramatischen Ernteausfällen. Hegau/Bodensee



Hegau/Bodensee (fws) Zwischen Hegau und Bodensee hat das Unwetter am Donnerstag verheerende Schäden angerichtet. "In einem 15-minütigen, extremen Hagelschlag haben taubeneigroße Hagelkörner, verstärkt durch Sturmböen, neben Obst-, Reben- und Gemüsekulturen auch Mais- und Getreidebestände vernichtet", zeigt sich der BLHV-Bezirksgeschäftsführer Armin Zumkeller bestürzt und fordert mit dem Landesverband die sofortige Inkraftsetzung der baden-württembergischen Katastrophen-Richtlinie. Nach ersten Erhebungen gehen die Schäden im Dienststellenbezirk der Bezirksgeschäftsstelle Stockach in zweistellige Millionenhöhe. Der BLHV fordert angesichts der seit Jahren unbestreitbar zunehmenden Zahl und Intensität von Naturereignissen als Folge einer Klimaveränderung eine verlässliche, staatlich mitfinanzierte Ernteversicherung.

Selbst Hagelnetze haben gegen den Hagelsturm keinen hundertprozentigen Schutz mehr geboten. "Hier liegt der Ernteausfall immerhin noch zwischen 30 und 40 Prozent", erklärt Wilfried Jöst vom Landwirtschaftsamt.

Obstbauer Bertram Ledergerber, der 25 Hektar mit Tafelobst bebaut und dessen Plantagen keine Hagelnetze aufweisen, ist - wie alle seine Kollegen - am Boden zerstört. "Da schien sich eine der besten Ernten seit Jahren, sowohl qualitativ als auch quantitativ, abzuzeichnen - und jetzt ist alles dahin." Kein einziger Apfel blieb unbeschädigt.

Bäume wurden teilweise entwurzelt und vielfach wurden Zweige abgeknickt. "Ich überlege mir ernsthaft, ob ich auch weiterhin als Obstbauer tätig sein will", äußerte er sich verzweifelt gegenüber dem SÜDKURIER. Und diesen Gedanken hängen viele Kollegen aus der Landwirtschaft nach.

Gefasster gibt sich Ulrich Schmid, der die Gräflich von Bodmanschen Obstanlagen betreut, die zu großen Teilen durch Netze geschützt sind. "Dennoch beträgt der Verlust zwischen 30 und 40 Prozent", klagt Schmid, da der Sturm die Hagelkörner unter die Netze gepeitscht hat. Kein Hagelschaden meldet er für die Reben des "Königsweingarten".

Arg gewütet hat der Hagelsturm hingegen auf dem Mooshof: Der Gräfliche Verwalter Ewald Nübel blickt, wie viele Landwirte der Region, sorgenvoll auf das 90 Hektar große Maisfeld, dessen Blätter vom Hagel durchlöchert und die Stengel abgeschlagen wurden. Nübel geht von einem Schaden an Körnermais, der im vergangenen Jahr eine Rekordernte einbrachte, zwischen 40 und 50 Prozent aus. " Der Mais wird sich nur noch spärlich erholen und kaum noch weiter wachsen." Auch beim Getreide, wie auch bei den Zuckerrüben rechnet Nübel mit einem Verlust von etwa 40 Prozent. "Das ist zunächst nur eine überschlägige Schätzung. In den nächsten Tagen wird ein Sachverständiger die Schaden begutachten, so dass ich dann ziemlich genaue Zahlen nennen kann," sagte Nübel im Gespräch mit der Zeitung. Auf dem benachbarten Rehmhof sprengte der Sturm drei hundertjährige, unter Naturschutz stehende Sili-Birnbäume.




12.07.2004

Bäume kappen Stromleitungen

Bis zu drei Stunden Stromunterbrechungen durch Sturm - Stockach besonders betroffen

Stockach/Tuttlingen


Umstürzende Bäume legten die Stromversorgung im Raum Stockach beim Sturm am Donnerstag lahm. Bis zu drei Stunden war der Strom weg. Hier ein Bild aus der Waldstraße in Stockach. Bild: Braun

Stockach/Tuttlingen - Mit Blitz und Donner, Sturm, Regen und Hagel zog am Donnerstagnachmittag ein Unwetter über den Südwesten von Baden-Württemberg. Neben schweren Überschwemmungen und Schäden an Gebäuden und in der Landwirtschaft kam es auch zu größeren Unterbrechungen in der Stromversorgung in den Landkreisen Konstanz, Sigmaringen und Bodenseekreis. Besonders stark waren die Gebiete im Großraum Stockach und Pfullendorf betroffen. Insgesamt waren dort 45 Gemeinden und Teilorte im Netzgebiet des EnBW Regionalzentrum Heuberg-Bodensee einige Zeit ohne Strom. Umgestürzte Bäume und vereinzelte von den Hausdächern gewehte Fernsehantennen verfingen sich in den 20-kV und 0,4-kV Freileitungen und rissen diese ab. Dadurch kam es ab 15:11 Uhr im Bereich Aach, Volkertshausen, Orsingen-Nenzingen zu Stromausfällen. Ab 15:24 Uhr waren die Gemeinden und Teilorte im Bereich Bodman-Ludwigshafen, Stahringen, Möggingen sowie im Bereich Winterspüren, Mühlingen, Liggersdorf ohne Strom. Gegen 15:33 Uhr war der Hagelsturm im Großraum Wald, Pfullendorf und Illmensee angelangt und sorgte auch dort für Stromausfälle.

Sämtliche Mitarbeiter der EnBW Bezirkszentren Stockach und Pfullendorf, zwei EnBW-Kolonnen aus Tuttlingen und Hechingen sowie die Mitarbeiter der Firmen Fecht aus Nenzingen und Helmlinger aus Beuren an der Aaach waren im Einsatz, um zusammen mit den Kollegen der EnBW-Leitstelle in Tuttlingen abgerissene oder herabhängende Stromleitungen zu sichern, auf Leitungen gestürzte Bäume zu entfernen und die Stromversorgung für die betroffenen Gemeinden schnellst möglichst wieder aufzubauen. Die ersten Gemeinden und Teilorte konnten bereits nach 13 Minuten wieder zuverlässig mit Strom versorgt werden, die längsten Stromunterbrechungen dauerten bis maximal drei Stunden. Auch viele Kundenanrufe mit genauen Ortsangaben von herabhängenden Stromleitungen halfen mit, dass die stromlose Zeit so kurz wie möglich gehalten werden konnte.

Gegen Abend waren alle Kunden über provisorisch reparierte Leitungen wieder mit Strom versorgt, weiterführende Reparaturarbeiten an den beschädigten Stromleitungen werden die nächsten Tage andauern.

Während der Strom wieder fließt, bilanzieren die Landwirte im Raum Stockach nun erst die entstandenen Schäden. Genauere Informationen über das Ausmaß des millionenschweren Hagelschadens im Raum Stockach gibt das Amt für Landwirtschaft Stockach am heutigen Montag bei einer Pressekonferenz.

Fotos: Südkurier Foto 1:

"Nach dem Hagelsturm in Stockach"


Foto 2:

"Hagelsturm in Stockach"


Foto 3:

"Hagelsturm in Stockach"


Foto 4:

"Eisblumen in Stockach"


Foto 5:

"Nach dem Hagelsturm in Stockach"


Foto 6:

"Hagelkörner in Stockach"


Foto 7:

"Nach dem Hagelsturm in Stockach"


Foto 8:

"Nach dem Hagelsturm in Stockach"


Foto 9:

"Nach dem Hagelsturm in Stockach"


Foto 10:

"Nach dem Hagelsturm in Stockach"


Foto 11:

"Eisradieschen in Stockach"


Foto 12:

"Von Hagelkörnern durchlöcherter Rolladen in Stockach"


Foto 13:

"Nach dem Hagelsturm in Stockach"


Foto 14:

"Nach dem Hagelsturm in Stockach"


Foto 15:

"Hochwasser in Stockach"


Foto 16:

"Hochwasser in Donaueschingen"


Foto 17:

"Nach dem Hagelsturm in Donaueschingen"


Foto 18:

"Nach dem Hagelsturm in Donaueschingen"


Foto 19:

"Hagelsturm in Pfullendorf"


Foto 20:

"Hagelsturm in Singen"


Foto 21:

"Hagelkörner in Singen"


Foto 22:

"Hagelsturm in Singen"


Foto 23:

"Hagelsturm in Konstanz"


Foto 24:

"Hagelsturm in Konstanz"


Foto 25:

"Hagelsturm Reichenau"


Foto 26:

"Hagelsturm Reichenau"


Foto 27:

"Hagelsturm Reichenau"


Foto 28:

"Hagelsturm Reichenau"


Foto 29:

"Hagelsturm Reichenau"


Foto 30:

"Hagelsturm Reichenau"


Foto 31:

"Hagelsturm Reichenau"


Foto 32:

"Hagelsturm Reichenau"


Foto 33:

"Hagelkörner in Überlingen"


Foto 34:

"Hagelkörner in Villingen"


Foto 35:

"Hagelkörner in Villingen"


Foto 36:

"Hagelschauer in Villingen"


Foto 37:

"Nach dem Unwetter in Villingen"


Foto 38:

"Nach dem Unwetter in Villingen"


Foto 39:

"Nach dem Unwetter in Villingen"


Volkertshausen hat's besonders schlimm erwischt

Ganzes Ausmaß vom Hagelsturm in Volkertshausen erst jetzt richtig erkennbar - Pferde auf Bauernhof verletzt


Der Volkertshausener Pappelwald, in Richtung Langenstein gelegen, sieht aus wie ein Schlachtfeld.

Volkertshausen (bo) Besonders stark hat der Hagelsturm vom vergangenen Donnerstag die Gemeinde Volkertshausen in Mitleidenschaft gezogen. Das ganze Ausmaß des Unwetters ist erst jetzt richtig ersichtlich. Insbesondere in der Landwirtschaft dürfte der Schaden an Ernteausfällen, Gebäuden und Fahrnissen beträchtlich sein. Der wenige Wald, den die Gemeinde Volkertshausen besitzt, ist fast völlig zerstört.

Man geht davon aus, dass Volkertshausen in der 800 bis 1 000 Meter breiten Schneise, in der der Hagelsturm besonders heftig war, lag. Einer der Hauptbetroffenen, Landwirt und Pferdehofbetreiber Otto Thurner vom Greuthof, erlebte zusammen mit einigen Pferdepensionisten das Inferno.

"Es ging alles so schnell, dass wir nicht einmal mehr alle Pferde von den Koppeln holen konnten. Die Pferde gerieten in Panik und rannten gegen eine Hütte. Dabei zogen sie sich erhebliche Verletzungen zu", so sein Bericht.

Im Handumdrehen hatte der Sturm auch die Gebäude und Schuppen erfasst und hinterließ dabei eine Spur der Zerstörung. Insbesondere die Dächer wurden stark beschädigt.

An der Westseite des Wohnhauses zerstörte der durch den Wind beschleunigte Hagel sogar den Putz. Hier könnte man meinen, eine Maschinengewehrgarbe sei auf die Wand abgefeuert worden.

Inzwischen waren auch schon sogenannte "Katastrophen - Touristen" auf dem Hof. Sie können kaum glauben, dass hier der Sturm mehrere tonnenschwere Anhänger einfach umgeworfen hat. Als einzigen Trost sieht Otto Thurner den relativ geringen Ernteverlust. Denn seine Felder liegen größtenteils außerhalb der Hauptsturmschneise.

Der östlich vom Greuthof gelegene Aussiedlerhof von Karl Münzer wurde ebenfalls stark heimgesucht. Hier rechnet Junglandwirt Klaus Münzer mit einem totalen Ernteausfall. Der Mais sieht dort aus wie schon gehäckselt. Wie viele andere Volkertshauser hatte auch die Familie Münzer Glück im Unglück, dass niemand zu Schaden kam. Denn die große Birke, die auf das Dach fiel, und vom Technischen Hilfswerk entfernt werden musste, hätte durchaus nicht nur materiellen Schaden anrichten können.

Nicht weit östlich vom Hof "Bächlingen" entfernt, beginnt der Wald durch den die Verbindungsstraße nach Langenstein führt. Hier hat der Sturm ebenfalls ganze Arbeit geleistet. Die Waldränder sehen hier aus wie Schlachtfelder. Die Straße ist wegen umgestürzter und hängender Bäume immer noch gesperrt.

Aber auch in der Volkertshauser Ortsmitte hat der Sturm großen Schaden angerichtet. Die auf dem Espen stehenden Trauerweiden, die im Sommer und bei verschiedenen Festen immer sehr viel Schatten spendeten, sehen aus wie nach einem Bombenangriff. "Wir versuchen zu retten was noch zu retten ist,"so Bauhofmitarbeiter Gebhard Martin, der zusammen mit einem anderen Mitarbeiter die gebrochenen Äste fachmännisch absägt und entfernt.

"Es grenzt wirklich an ein Wunder, dass in Volkertshausen niemand verletzt wurde", so Hauptamtsleiter Martin Gschlecht, der auch noch die Schäden an der Schule und am Kindergarten erwähnt. Darüber hinaus soll der Grillplatz "Wölflesbühl" vorerst gesperrt bleiben.


An den umgestürzten landwirtschaftlichen Anhängern auf dem Greuthof kann man erst erahnen, mit welcher Kraft der Hagelsturm in Volkertshausen gewütet hat. Bilder: Ragg