Unwetter vom 23. Juni 2002

Synoptische Lage

In der Nacht vom 23. auf dem 24. Juni 2002 näherte sich aus Norden eine Kaltfront der Schweiz. Auf ihrer Vorderseite wurde sehr Energiereiche Luft herangeführt wie auf der 850hPa Theat-E Karte zu sehen ist. Ein 850hPa Wet Bulb Theat-E Werte von über 20 Grad Celsius wird in der Schweiz nur selten erreicht (siehe Sounding).

Das Sounding von Payerne zeigt auch sehr eindrücklich wie instabil die Luftmasse zu diesem Zeitpubkt war. Besonders zu beachten gilt, dass diese Instabilität nicht nur in den Bodennahen Schichten vorhanden war, sondern bis etwa 750 hPa hinauf reichte. Der Low-Level Jet war gut ausgeprägt mit einem Maximum von über 30km/h in 700hPa. Der Upper-Level Jet hingegen erreichte nur etwa 50km/h, was aber unter solchen Bedingungen ausreichend für langlebige Zellen war. Die Storm-Relative Helicity ist mit 92m^s/s^2 moderat. Dass sie nicht höher war liegt daran, dass in Bodennähe der Wind schon auf Nordwest gedreht hatte. Lokal dürfte dieser Wert sicherlich Werte deutlich über 100m^2/s^2 gelegen haben. Das lässt sich auch vermuten, wenn man sich die Windprofile des ETH Doppler Radars ansieht, wo prefrontal in Bodennähe Nordostwind vorherrschte. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Bedingungen durchaus mit denen der USA vergleichbar sind, mit Ausnahme des Low-Level Jets, der dort meistens noch ausgeprägter ist und sein Maximum bereits in 850hPa hat.

Entwicklung der Gewitterfront

Eine erste kräftige Superzelle hat sich im Schwarzwald gebildet.
Westlich von Basel hat sich zudem vor kurzen eine Zelle geteilt. Die südliche Zelle (Right-Mover) zog von dort weiter über Basel entlang des Südlichen Schwarzwaldes (siehe Radarbild 2). Die weissen Kreise markieren jeweils den Ort der Mesozyklone.

Auch diese Zelle am Südrand des Schwarzwaldes ist eine Superzelle. Sie soll bis zu Tennisball grosse Hagelkörner produzert haben.
Am westlichen Bildrand sieht man bereits die Monsterzelle welche im weiteren die Nordostschweiz durchquerte.

Diese Superzelle war auch ein Right-Mover. Sie produzierte zu diesem Zeitpunkt den weiter unten auf den Fotos gezeigten Hagel. Die Kerbe hinter der Zelle wo kein Niederschlag angezeigt wird entsteht dadurch, dass die Zelle so starken Niederschlag (Hagel) produzierte, dass an dieser Stelle die Radarstrahlen nicht durch sie hindurchdringen konnten.
Diese Superzelle war für fast alle Hagel- und Sturmschäden der Schweiz in dieser Nacht verantwortlich.

Dieser Severe Thunderstorm Outbreak produzierte die zweitgrösste potentielle Hagelfläche seit dem Sommer 1998. Einzig der 07. Juli 2000 vermochte diese noch zu überbieten.

Windprofile

Windprofil 02:10 MESZ Windprofil 04:10 MESZ Windprofil 04:30 MESZ

Hagel

Die grössten Hagelkörner bis zu 4.5cm Durchmesser


Weiterführende Links

TorDACH Schweiz (Tornados in der Schweiz):  http://www.tordach.org/ch/
ETH Doppler Radar:  http://www.radar.ethz.ch/




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Version 9.0 (24.06.2002)