StormChasing Bericht vom 02.06.2008

Am Mittag trafen wir uns bei mir Zuhause und verfolgten die Entwicklung anhand der Satbilder und Messdaten.
Am Jura herschte bereits seit dem Morgen teils kräftiger NW-Wind, was bereits am 28.05.2008 die Auslöse verhinderte.
Wir entschieden uns daher zu warten bis auf dem Satbild zu sehen war, wo sich die ersten Zellen bilden würden. Dies war in den Freiburger Alpen und am Napf der Fall, und so fuhren wir um 14:30 Uhr los Richtung Rothrist, um eine allfällige Zelle welche vom Napf nach NW zieht abzufangen.

Route

Urdorf - Baregg - Gubrist - Winterthur - Frauenfeld - Kreuzlingen - Lengwil (1) 126 km
Lengwil - Amriswil - Bischofszell - Gossau - Winterthur - Urdorf 113 km

Länge: 239 km
Dauer: 14:30 - 19:50

2.0 MB


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Bericht

Auf der Fahrt von Urdorf nach Rothrist fiel mir kurz vor dem Baregg Tunnel ein TCu in der Ostschweiz auf. Da gemäss den aktuellen Karten in der Ostschweiz die grösste Instabilität vorhanden war entschlossen wir die nächste Ausfahrt nach dem zu nehmen und uns auf den Weg zu dieser neu entstehenden Zelle zu machen.
Auf dem Radar war zu dieser Zeit allerdings noch kein stärkeres Echo zu erkennen, aber die Quellungen stimmten uns Positiv.
Der erste Updraft Impuls der entstehenden Multizelle konnte sich nicht lange halten, doch ein neuer TCu deutete an, dass die Zelle gerade einen weiteren Versuch startet.


Als wir in Kreuzlingen von der Autobahn fuhren, wussten wir noch nicht genau von wo aus wir die Zelle am Besten beobachten könnten, da wir noch nie in der Region unterwegs waren und somit auch keinen geeigneten Spotterplatz kannten.
Nach etwas suchen fanden wir in Lengwil eine Seitenstrasse wo man eine freie Sicht auf die Zelle Richtung Osten hatte.



Ein regelmässiges Donnergrollen war zu hören und ab und zu blitze es kurz, was sich dann als Hagelraketen herausstellte. Daneben gab es praktisch keine sichtbaren Gewitter-Blitze zu sehen.

Hagelrakete


Südwestlich der Zelle bildete sich ein neuer TCu der schon bald ein Echo auf dem Radar produzierte und in längeren Abschnitten donnerte es auch aus der Richtung dieser Zelle.


Die Zugrichtung war eigentlich für unseren Standort optimal, doch schlussendlich reichte es nur für einen kurzen Schauer, da der Zelle der Nachschub an feuchtwarmer Luft schnell ausging.


Zeitraffer der St.Galler Multizelle


Kurze Zeit später Schoss eine neue Zelle in den Himmel, und diese vermochte sich nun in der Grundschicht festzufressen, sehr wahrscheinlich gestützt durch eine Konvergenz zwischen dem Westwind und dem Südwind welcher durch das Rheintal herunter kam.



Die hatte eine Regenfreie Basis und nach dem Radarbild war zu vermuten dass sie kleinen Hagel produzierte.


Bei der Analyse der Videodaten gab es an zwei Stellen dieser Zelle einen Funnel-Verdacht. (Bilder sind nachbearbeitet.)





Durch den kräftigen Westwind im Mittelland wurde die ganze feuchtwarme Luft schnell nach Osten abgedrängt und die Zellen bei St.Gallen waren an dem Tag die einzigen nennenswerten Gewitter in der Zentral- und Ostschweiz.

Am oberen Zürichsee bildete sich noch für kurze Zeit eine kräftige Zelle, doch der wurde wahrscheinlich durch den kühlen Westwind sehr schnell die Nahrung entzogen.

Zelle Richtung Rapperswil


Als uns der Regen dieser Zelle erreichte packten wir unsere Sachen und fuhren los in ihre Richtung.
In dem unebenen Gelände war es aber schwer die Richtige Route zu wählen und so kamen wir nur langsam vorwärts.
Als wir dann bei Gossau waren entschlossen wir das Chasing zu beenden und uns auf den Rückweg zu machen.
Auf dem Weg nach Winterthur war es zeitweise fast stürmisch und man konnte das Inflowband der Zelle bei St.Gallen erkennen.
Gemäss Auswertung der Radarbilder durch die METEOCENTRALE.CH sind lokal über 100mm innert kurzer Zeit gefallen. Das führte zu überschwemmten Kellern und Strassen. Es wurde auch von umgestürzten Bäumen berichtet.



Text und Bilder ©2008 Bernhard Oker