StormChasing Bericht vom 21.05.2009

Eine sehr dynamische Wetterlage bestimmte heute das Wetter in weiten Teilen Mitteleuropas.
Eine Luftmassengrenze verlagerte sich dabei langsam von Norden her in Richtung Schweiz.
Bereits am frühen Morgen zog ein MCS von Frankreich her kommend nördlich von Basel vorbei in den Schwarzwald.
Danach konnte die Sonne gut einheizen und die Luftmasse labilisieren.

Route

Urdorf - Frick 41 km
Frick - Bellikon 32 km
Bellikon - Möhlin 55 km
Möhlin - Urdorf 70 km

Länge: 198 km
Dauer: 16:00 - 23:55

1.8 MB


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Bericht

Wir trafen uns um 16 Uhr und machten uns gleich auf den Weg nach Frick um dort die ersten Jurazellen abzufangen.
Das Radar zeigte als wir angekommen waren zwei Zellen die eng aufeinander folgten, sich aber nicht weiter entwickelten, sondern vom stabileren NW-Wind unterlaufen wurden und sich schnell auflösten.
In Frick wurden wir dann nur noch von einem schwachen Schauer getroffen.

Zu Beginn hatte die Zelle noch eine gut strukturierte niederschlagsfreie Basis, doch schon Minuten später war nur noch ein Rest des Updrafts übrig.

64fach Zeitraffer des sich auflösenden Gewitters: Youtube   StormChasing 21.05.2009 Frick | HD


Da sich erst mal keine neue Aktivität abzeichnete machten wir und auf den Rückweg nach Bellikon.

Am Abend entwickelten sich dann über Ostfrankreich schnell neue Zellen die sich entlang einer Linie.
Das veranlasste uns nochmals in Richtung Jura zu fahren, da auch die Modelle in ihrer Vorhersage recht eindeutig waren, dass es in der ersten Nachthälfte in der Nordschweiz zu Gewittern kommen wird.
Wir fuhren an unseren Spotterplatz in Möhlin und warteten dort auf auf die ersten Zellen die sich vor der Linie gebildet hatten.

Blick auf die vorlaufenden Zellen auf der Fahrt nach Möhlin + Inflowband.


Videostandbilder von Blitzen der ersten Zelle.


Die nachfolgende Linie verstärkte sich westlich von Basel, was man auch gut an der schnell ansteigenden Blitzaktivität feststellen konnte.
Während der ganzen Zeit waren praktisch keine Erdblitze zu sehen, was typisch für eine (Schweizer)Superzelle ist.
Es bildete sich eine einzelne dominante Zelle, die in der Umgebung mit hoher Windscherung schnell zur Superzelle wurde.
Bereits über Basel kam es zu nennenswertem Hagelschlag von 2-3cm Durchmesser.
Als sich die Superzelle östlich von Basel kurz etwas abschwächte, habe ich nicht mehr mit nennenswertem Hagelschlag gerechnet, wurde dann aber vom Gegenteil überrascht, als die ersten Körner auf die Windschutzscheibe trafen.
Schnell wurde der Hagelschlag intensiv, wobei die maximale Korngrösse nicht über 2cm gelegen haben dürfte.
Radarbild der Superzelle über Möhlin

Die Wolkenstrukturen welche praktisch im Sekundentakt von Blitzen innerhalb erleuchtet wurden waren phänomenal.
Als die Zelle uns erreichte, waren die tiefsten Fraktus Wolken am gegenüberliegenden Hügel nur rund 100m über Boden.
 


Die Zelle zog dann noch weiter in die Ostschweiz bis zum Bodensee wo sie sich schliesslich auflöste.

Auf dem Rückweg nach Urdorf fuhren wir bis nach Brugg im kräftigen Regen, begleitet von immer wieder aufleuchtenden Blitzen.


Als wir in Urdorf ankamen war es dort sogar trocken geblieben.

Videozusammenschnitt der Gewitter: Youtube   StormChasing 21.05.2009 Möhlin | HD


Fazit: Bisher erfolgreichstes Chasing mit direktem Treffer einer Superzelle.



Text und Bilder ©2009 Bernhard Oker